Lebenszeichen

Bishkek, Sonntag 12. März

Endlich komme ich wieder ein wenig zum Schreiben. Seitdem fest steht, dass ich abreise, ist das Programm voll gepackt. Die letzten zwei Tage waren wir am Issy-Kul zur Motivbesichtigung. Der Issy-Kul ist ein riesiger See, die größte Ausdehnung ist 230 Kilometer. Es waren zwei stressige aber aufregende Tage. Stressig weniger wegen den schlechten Straßen oder abenteuerlichen Unterbringung, sondern wegen des Denkaufwandes. Wir haben um die zwanzig Motive gesehen, zu jedem musste ich einen qualifizierten Kommentar parat haben. Denken strengt manchmal arg an. Der See und die Landschaft sind toll. Ich hab ein paar gute Bilder gemacht. Die Städte und Dörfer sind umso uriger, je weiter man sich von Bishkek entfernt. Viele Hirten, Nomaden. Die Menschen leben hier in einer anderen Zeit. Ich war heute in einer Schule, da ist die Zeit vor Langem, vielleicht vor 30 Jahren stehen geblieben. All die alten Losungen und Plakate aus der Sowjetzeit hängen an den Wänden. Die Klassenräume sind zum Teil seit den 50er Jahren unverändert. Wahnsinn.

Ich habe auf der Reise mit dem Regisseur in einem Zimmer übernachtet. Das zählt hier als große Ehre. Leider schnarcht er, nicht viel, aber doch merklich.(Habe Ohropax in Bishkek vergessen).
Bei mir wohnt jetzt der Bruder von dem Regisseur. Der ist Künstler und soll mit mir an ein paar speziellen Sequenzen mitarbeiten. Jetzt sollen wir uns kennen lernen. Ein ganz netter Typ, hat aber wenig Ahnung vom Kino. Na ja schauen wir mal. Am Dienstag fahre ich nach Kasachstan nach Alma Ata. Das Visum war ruckzuck fertig, als wir sagten, dass ich zu Kazakhfilm fahre. Allerdings haben die eine lustige Logik dort, wir fragten, wann wir das Visum denn abholen sollen, : "Kommen sie ab 18 Uhr. "Wann schließen sie? "18 Uhr." Das ist kasachische Logik. Na ja so waren wir um halb sechs schon da.

Es fällt mir gerade ein, habe gerade mit Karsten telefoniert, über das Projekt gesprochen, auch ein paar Worte über Karaganda. Die haben das Script gelesen und denken auch, dass es auf einem guten Weg ist. Detaillierter dann in Berlin. Hat mich schon gefreut und erleichtert. Super nicht?

Wie geht es Dir, meine Liebste? Ich freue mich schon so sehr auf Dich. Irgendwie schmerzt es gar nicht so sehr, dass das Projekt erst mal angehalten wird. Lieben Gruß auch an Becki . (richtig geschrieben?) Ich gehe jetzt mal schlafen, die 400 km Schotterpiste stecken doch in den Knochen. Ich träume von Dir. Deiner Einer. Du bist die tollste Frau, die ich mir vorstellen kann.

Bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter.

Dein staubiger Cap

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